KONFERENZÜBERSICHT :: ABSTRACTS ::TIMETABLE   


KONFERENZ

"KÖRPER- UND BEGEHRENSPOLITIK IN DER AUDIOVISUELLEN KULTUR"

OFFEN FÜR ALLE – KEINE ANMELDUNG – EINTRITT FREI

Abstracts der Konferenzbeiträge


Eröffnungsvortrag der Konferenz: Antke Engel (Dr. phil)
Institut für Queer Theory Hamburg

Titel: Queer visual culture & die Strategie der VerUneindeutigung

"A million different loves" – Was passiert, wenn wir Differenzen so vervielfältigen, dass sie nicht mehr zählbar sind, geschweige denn, dass sie sich noch in Kategorien fassen ließen? Entsteht dann vielleicht statt einer Vielfalt eine Uneindeutigkeit? Und was wäre damit gewonnen?
Wenn sich Queer gegen die Monokultur heterosexueller Existenz und die Beschränkung auf nur zwei Geschlechter wendet, so auch deshalb, weil derlei Formatierungen von Geschlecht und Sexualität zum Einsatz kommen, um Hierarchien und Ausschlüsse, Privilegien, Dominanz und Herrschaft zu begründen.
Gelingt es queerer visueller Kultur, neue Bilder von Geschlecht und Sexualität zu erfinden? In welcher Weise unterlaufen diese die zweigeschlechtlich-heterosexuelle Norm? Inwiefern stellen sie nicht einfach neue Sichtbarkeiten her, sondern arbeiten um, was wir als sichtbar und sehbar verstehen? Und geraten hierbei aktuelle Macht- und Herrschaftsformen ins Visier?

zurück


Sofie Van Bauwel, Dr.

Working Group Film and Television Studies / Dept. Communication Studies / Ghent University / Belgium

Titel: Hybrid gender identities in music videos: resistance and hegemony

There are a multitude of meanings circulating in this modern visual culture, and especially in the popular culture we find that masculinity and femininity are often presented in a very stereotypical manner. But there are also other discourses circulating in this popular visual culture. We find representations of gender benders playing a hybrid gender game and articulating a discourse that creates uncertainty about their gender identities. Following the present theorising on gender as discursive construction and as performance, the question arises whether the discursive articulations of gender bending in the popular visual culture are anti-hegemonic representations that question the dominant gender identities, and could thus be seen as resistance. In this empirical study we examine by means of text analysis of music videos and through focus group interviews, how gender bending is manifested on the level of representation and reception in the modern-day popular visual culture, with the focus on the articulation of resistance.

zurück


Rike Bolte, M.A., in Promotion

Freie Universität Berlin

Titel: Keine queere (R)Evolution oder die Macht der Matrix / Über den "indifferentiellen Artefaktizismus" der Matrix-Trilogie und die Figuration des "homotopischen" Cyborg

Die Science Fiction bietet als hybrides Genre ausgeprägten Raum für das Experiment, das auch neue Formen der (hybriden) ‚Produktion‘ von (hybriden) Körpern meinen kann. In der vielverwandten Figur des Cyborg kristallisiert die Möglichkeit einer ‚un/an/gepassten Wesenheit‘ nach Donna Haraway, deren ‚Andersheit‘ allerdings ebenso zum Zweck der Zementierung gewohnter Normativität vorgeführt werden kann, wie einige Mainstream-Kino-Produktionen beweisen.
Die 1999 lancierte Science Fiction-Film-Trilogie "The Matrix" setzt in ihrer abgeflachten zweiten und dritten Folge die Cyborgs Neo und Trinity zwar weiterhin als WiderständlerInnen gegen das Regime der Maschinen-Matrix ein, doch versinken die einstmals androgynen Gestalten gleichzeitig in einer Matrix, die die Konstellationen heteronormativer Geschlechtercodierung reproduziert. Im Gegensatz zu den Vorstellungen Haraways über einen ‚differentiellen Artefaktizismus‘, mutiert ihre engelhafte Devianz zu einer binär-‚homotopischen‘ (indifferenten und antiutopischen) Figuration.

zurück


Valérie Carré, Dr.

Département d'études allemandes Université Marc Bloch / France

Titel: Geschlechterkonstruktionen in deutsch-türkischen Filmen: De-/Re-/Konstruktion von Männlichkeit

Im Mittelpunkt des Vortrags stehen deutsch-türkische Filme, in denen die Identitätsfindung zwar durch das Migrationsthema - zwischen den Kulturen - aber auch durch die Geschlechterkonstruktionen - zwischen den Geschlechtern bestimmt wird. Drei Filme sollen dabei berücksichtigt werden: Yueksel Yavuzs "Aprilkinder" (1998) Kutlug Atamans "Lola und Bilidikid" (1998) und Ayse Polats "Auslandstournee" (1999). Die Leitfrage des Artikels ist die nach der De-/Re-/Konstruktion von Männlichkeit in den drei Filmen. Es wird also um verschiedene Formen des Überwindungsversuchs der Geschlechterdichotomie bzw. -identität gehen. Der Migrationshintergrund, der allen drei Filmen gemeinsam ist, soll in Anlehnung an die interkulturelle Ethnologie in Bezug auf die Geschlechterkonstruktionen für die Analyse fruchtbar gemacht werden.

zurück


Sarah Dellmann, M.A.

Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaften / Universität Frankfurt a. M.

Titel: Queere Blicke auf Tod Brownings "Freaks" (1932): Subvertierung von Normalität bis zum Referenzverlust als Möglichkeit für "nicht normales" Leben

In meinem Vortrag möchte ich queere Blicke auf den Film "Freaks" von Tod Browning (USA 1932) werfen. Im Rahmen des recht konventionellen Melodramas wird das unkonventionelle Alltagsleben der freaks beschrieben: Das Arbeiten, Essen, Feiern, Begehren und Lieben der freaks bricht mit den Normen der bürgerlichen Gesellschaft und ermöglicht einen anderen, nicht-normativen Blick auf Sexualitäten und Körper.
Lange vor der Entstehung der gender- und queer studies, so meine These, subvertiert Freaks binäre Zuschreibungen und zeigt die Möglichkeit eines lustvollen Lebens, in dem Normalität kein Bezugspunkt mehr ist. Wo sind diese Körper im Laufe der Geschichte geblieben? Wieso sind diese Bilder aus dem kulturellen Gedächtnis verdrängt? Gemeinsam mit den Anwesenden möchte ich diskutieren, welche Elemente des Films für herrschaftskritische und antidiskriminatorische Projekte nutzbar sind und wo Debatten um queer sich mit denen zum freak produktiv ergänzen lassen.

"FREAKS" im FILMPROGRAMM

zurück


Svenja Derichs, M.A.

Graduate School Visualisierungen / Visuelle Kulturen am Institut für Künste und Medien / Universität Potsdam

Titel: "SciFi-Sexuality on TV: Infinite Diversity? Infinite Combinations? A Million Different Loves?"

Angesichts aktueller SciFi-Serienproduktionen, die einen subversiven Charakter in K/S-Tradition vermissen lassen und von einschlägigen queeren Produktionen überholt wurden, stellt sich die Frage nach den Mechanismen von "Queer Visualities" im Fernseh-Mainstream erneut.
Es scheinen sich zwei Tendenzen abzuzeichnen, die um die Ambivalenz von visibility – invisibility herum gruppiert werden. Auf der einen Seite können spezifisch glbqt-konnotierte Charaktere postuliert werden, gleichzeitig aber auch Charaktere in Erscheinung treten, deren sexuelle Manifestation prozessual ist, sich also erst im Verlauf des Lesens einstellt. Konkret bedeutet dies, anzuerkennen, dass unter einem System der dominanten und oppositionellen Bedeutungszuschreibungen bzw. Lesarten Charaktere inszeniert werden können, die als homosexuell identifizierbar sind, und sich gleichzeitig einer solchen Logik der Eigentlichkeit zu widersetzen.
Das Potenzial solcher queer readings soll an Beispielen aus den Serien Firefly, Dark Angel und Battlestar Galactica ausgelotet werden.

zurück


Esther Donat, M.A.

Wissenschaftliche Mitarbeiterin / Institut für Politikwissenschaft / Universität Leipzig

Titel:Liebe ohne Leiden. (Re)Produktion von Geschlecht im Paar

Glück lässt sich nicht denken ohne unsere verpartnerte Liebe. Interessanterweise fallen Romantik und Institutionalisierung von Geschlecht zeitlich zusammen (Kaufmann, Laqueur), sie sind untrennbar: Ob nun homo- oder heterosexuell, das, was das Paar bestimmt ist das Geschlecht. Würde also das Geschlecht vermeidbar, wenn wir das Paar meiden? Wenn Geschlecht im Paar institutionalisiert (visualisiert) und (re)produziert wird, dann ergeben sich aus der Entselbstverständlichung des Paares Anknüpfungspunkte für die Verwirklichung queer-theoretischer Ideen. Nicht mehr das Geschlecht stünde zur Disposition: Jetzt fiele das Paar – zumindest als unhinterfragte Norm. Wie also vermeidet (fällt) man das Paar? Der Vortrag wird Daily Soaps der ARD analysieren – unter dem Aspekt der Konstruktion des (idealen) Paares. Diese hier praktisch vorgenommene Entselbstverständlichung erleichtert vielleicht dem Publikum die eigene Des-Identifikation (Butler) mit dem Konzept Paar, als subversive queere Strategie im Selbstversuch.

zurück


Miriam Dreysse, Dr.

Institut für Angewandte Theaterwissenschaften an der Justus-Liebig-Universität Gießen

Titel:Die Inszenierung von Mütterlichkeit in den audiovisuellen Medien

Die Mutter ist auch heute noch eine zentrale Figur der Naturalisierung des binären, heterosexuellen Geschlechtermodells. Ihre Inszenierung in den populären Medien ist geprägt von stereotypen Darstellungskonventionen, die Mütterlichkeit an den weiblichen Körper binden und diesen naturalisieren oder mythisieren. Ein Ausstellen gewohnter Mutter- und Vaterschaftsbilder in der zeitgenössischen Kunst z.B. bei Candice Breitz vermag, Darstellungskonventionen und ihre Naturalisierungsstrategien sichtbar zu machen und so das binäre Geschlechtermodell in Frage zu stellen.

zurück


Iza Franckiewicz, M.A.

University of Łódź

Titel: The art of Matthew Barney – meditations on sexless state

The art of Mathew Barney is deeply immersed in his own philosophy. He concentrates on few aspects of the human body which have, according to his theory, great influence on peoples life as well as on art. His art evolves. His earlier works refers to resistance of humans body and the effort to overcome it. Moreover, since his first Cremaster film he starts to be interested in people’s sexuality. He focuses on this particular period of fetus growth from a state of undifferentiated gender to the inevitable point where maleness can no longer be denied.
In my speech I would like to pay attention to symbols which he uses to express different parts of the process of forming male and the connection of it with his philosophy.

zurück


Christiane König, Dr.

Wissenschaftliche Mitarbeiterin Gender [ ] Medien / Kunsthochschule für Medien Köln

Titel: Von der technischen Kunst, männliche Körper zu regulieren – Film 1913 - 1928

Im neuen Massenmedium Film konvergieren zu Beginn des 20. Jahrhunderts wissenschaftliche Diskurse vom Menschen und Kollektiverlebnis visueller Unterhaltung: der Mensch wird vollständig technisch repräsentier- und ansehbar. Allerdings muss diese Technik des Betrachtens erst eingeübt werden, da sie das Schauen und das Selbst erheblich irritiert. Mit entfesselter Kamera und Zuschauerposition kommt der Film in den 20er-Jahren zu sich selbst. Aus taktilem Kollektiverlebnis wird das des Einzelnen beim ästhetischen Genuss des Voyeurismus. Der Film tritt in die Analogie zum (technischen) Traum, zur Phantasie des Menschen. Ich möchte dies im Kontext von Eve Kosofsky Sedgwicks Thesen zur Männlichkeit lesen. Diese wird in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts in der anglo-europäischen Kultur unaufhörlich neu im Spannungsfeld minorisierender Identitätslogik und universalisierender Gleichheitspolitik verhandelt.
Kulturell artikulierte homosexuelle Panik und Panik vor erzwungener Heterosexualität lassen sich nicht auf jeweils eindeutige Figuren (des "Homosexuellen" bspw.) reduzieren. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts geht die Kunst dann in die reflektierte Abstraktion, weil der begehrenswerte männliche Körper verworfen wird. So splittet sich das männliche Subjekt. Die zeittypische Problematik wird vom Film durch die Massierung figurativen Anthropomorphens unterlaufen. Ich möchte einige Filme, wie "Der Andere" (D 1913), "Kämpfende Herzen" (D 1921), "Das indische Grabmal" (D 1921), "Michael" (1924), auf Strategien hin analysieren, die das Medium Film bezüglich der erneuten Sichtbarmachung männlicher Körper evoziert, um männliche Lust am, männliche Panik vor dem Schauen auf diesen zu ermöglichen, aber auch zu regulieren.

zurück


Aleksandra Koś

Doctorant of Philosophycal Esthetics / University Warsaw

Titel: Im-possible costructions. Philosophy on the identity of the subject

Nowadays it is known that subjective identity is a socio-cultural construct, a ‚fantasy‘ which covers the emptiness of the subject. Every identity we choose alienates us, every definition excludes something – this is not only the case of binary categorization (man/woman, hetero/homo etc.). Subjective identity never can fully express this what is the most subjective in us, because it is something uncodifiable.
Although inadequateness of identity and our deepest core is inevitable, it is necessary to take any identity in order to function is structural net of symbolic social relations. Subjective identities are connected with social roles which in post-modern globalized world are also the subject of reconfigurations and changes. This situation makes us consider effects of changes of identity not only in individual context but also in social one.
It is also worth to consider, if it is possible for a person to change his/her identities an social roles keeping a distance to them, that is not fully identifying with them, being aware that they will never fully express his/her deepest I.

zurück


Peggy Mädler, Bianca Schemel

Institut für Ästhetik der Kulturwissenschaften / Humboldt-Universität zu Berlin

Titel: ICH WILL MICH VERKAUFEN! - Die Markierungen des Körpers zwischen Dekonstruktion und Konvention im Theatertext und Film STADT ALS BEUTE

Poststrukturalistische und queere Theorien der Performanz weisen häufig darauf hin, dass in der Variation zwischen Wiederholung und dem Wiederholten ein subversives Potential entstehen kann. Der Vortrag vergleicht René Polleschs Theatertext und den darauf basierenden Film STADT ALS BEUTE (Irene von Alberti, Miriam Dehne, Esther Gronenborn) auf die subversiven und konventionellen formalen und inhaltlichen Strategien in der Inszenierung von Geschlecht, Körper und Begehren. Der Vortrag hinterfragt den Zusammenhang zwischen Subversion und formspezifischen Narrationsformen anhand der audiovisuellen Umsetzung und analysiert die Einverleibung des postrukturalistisch und queer motivierten Diskurses in konventionelle Formen des filmischen Mainstreams.

zurück


Samuel Jonatan Nowak

Institute of Audiovisual Arts, Jagiellonian University Krakow

Titel: Real Power of ruby red slippers. Queer analysis of Victor Fleming’s "The Wizard of Oz"

My lecture on Victor Fleming’s "The Wizard of Oz" is an attempt of applying queer theory in cultural studies and film’s analysis. Using Judith Butler’s performative theory of gender in film and media studies might be very helpful in the research on the social dimension of audiovisuality. Supported by works of Michel Foucault I would like to analyse categories of film acting and a film figure as products of particular social relations. I’m interested not only in techniques of acting but also in an ideological system, a foucauldian apparatus of power-knowledge that obtrudes, produces and keeps it up to the norm or out of it. In my analysis I draft three fields of interests:
— acting and gender, how gender is reproduced in film
— objects and abjects, the politics of body toward film acting
— good and bad bodiliness, the norm and the deviation toward film acting and a film figure
"The Wizard of Oz" was chosen as an example of classical Hollywood cinema and in a view of its position in gay culture.

"The Wizard of Oz" im FILMPROGRAMM

zurück


Anna Rogozinska, MGR

Institut für polnische Kultur, Fakultät Polonistik, Universität Warschau

Titel: Slash fan music videos: making the homosocial homosexual

Slash fans rewrite texts of culture so as to present existing relationships between men such as friendship, hatred (beloved enemies) and companionship as homosexual. These interpretative and narrative practices lead to creation of the variety of texts: stories, art and music videos. The aforementioned texts are representative of symbolical strategies constitutive for fan cultures. In my presentation I would like to focus on fan art based on photographic manipulation and music videos from the Lord of the Rings universe, above all the ones depicting a relationship between Aragorn and Boromir. The fragments of films and music videos based on them will help me to demonstrate how interpretation of the source text proceeds according to conventions of the interpretative community and how it gives voice to forthcoming narrative practices. In the interpretative part I would like to refer to Eve Kossofsky Sedgwick’s concept and analyze slash as works changing the homosocial and sexually unmarked into the homosexual and thus leading to reconstruction of the stereotype of male gender. My aim will be to answer the following questions:

  • –how are men presented in slash by the women fans?
  • –is the featured homosexual relationship between two men
          reconstructing only male gender, or both female gender?
  • –why are there no women in a women's genre such as slash?
  • –what are the functions of slash?
  • zurück


    Caroline Schubarth

    Universität der Künste (UdK) Berlin

    Titel: "I’ll be a rock’n roll bitch for you" - Männlichkeitsbilder im Glamour Rock der 70er Jahre

    Als 1972 Ziggy Stardust die Bühne betritt, hat der Glamour-Rock seine Ikone gefunden. Aufgrund seines offensichtlichen Spiels mit Geschlechteridentitäten und sexuellem Begehren wird er zur Identifikationsfigur der queeren Subkultur. In seiner Performance stellt David Bowie als Ziggy Stardust ein "neues" Bild von Männlichkeit zur Disposition; das des "androgynen Rockstars". Auf den ersten Blick als Parodie von Geschlechternormen gefeiert, bewegt sich Ziggy bei genauerer Betrachtung im Spannungsfeld von Narzissmus, Fetischismus und Subversivität. Kann so gesehen Ziggy Stardust überhaupt noch als queer bezeichnet werden? Oder verweist die Figur vielmehr auf eine Normativität queerer Performances?

    zurück


    Mgr. Zdenek Sloboda

    Doktorand am Institut für Soziologie, FSV, Karlsuniversität Prag und Lehrstuhl für Medienpädagogik und Weiterbildung, Universität Leipzig

    Titel: Inszenierung männlicher Homosexualität in gegenwärtigen tschechischen audiovisuellen Medien

    Die Tschechische Republik hat die sogenannte Homo-Ehe als erstes Land des ehemaligen Ostblocks gesetzlich bewilligt. In den Forschungen erscheinen die Tschechen, was Homosexualität betrifft, europaweit als "tolerantes Volk". Ist jedoch die LGBT-Community deshalb auch reich an kulturellen und medialen Angeboten? Bedeutet dies, dass schwule Männerbilder in Medien häufig, in verschiedenen Rollen, mit unterschiedlichen Eigenschaften und mit diversem gesellschaftlichen Status auftreten?
    In meinem Beitrag befasse ich mich mit Medien, die für Schwule bestimmt sind. Welche Themen verarbeiten diese Medien? Wie werden Schwule präsentiert? Schließlich richte ich meine Aufmerksamkeit auf die tschechischen Mainstreammedien und deren Darstellung der "realen" homosexuellen Männer (Celebrities, Realityshow-Teilnehmer usw.) sowie auf die Bilder von "fiktiven" Schwulen in Medienproduktionen wie Soaps, Serien und Filmen.

    zurück


    Juliane Strohschein

    Humboldt Universität Berlin

    Titel: Fotografische Konstruktion von Geschlecht, Sexualität und Rasse im deutschen Kolonialismus

    Schon die ersten Kameras um 1850 (und die ersten – fast ausschließlich weißen, männlichen – Fotografen) reisten entlang kolonialer Handelsrouten. Die Choreographie der fotografischen Bildstrategien verlief entlang kolonialer Interessen: Die in den Metropolen zahlreich kursierenden Fotografien wurden bewußt als rassifizierende und sexualisierende Kolonialpropaganda verwendet.
    Im Vortrag möchte ich der Konstruktion von Geschlecht und Sexualität auf dem Hintergrund der damit untrennbar verbundenen Erfindung menschlicher Rassen und kolonialer Legitimationsinteressen nach gehen und Fotografien aus Deutsch-Süd-West-Afrika (heute: Namibia) der Ausstellung "The Colonizing Camera" analysieren: Wie stehen die Konstruktionen weißer Identität in Abhängigkeit zu abwertenden Konstruktion von Schwarzer Männlichkeit und Weiblichkeit? Die brutale Praxis der Völkerschauen und "Exotenausstellungen" ist die körperliche Realität und Konsequenz der Verzerrung Schwarzer als primitive, hypersexuelle Antithese weißer Normativität und Überlegenheit. Wie sind diese hegemonialen weißen Imaginationen von Geschlecht, Sexualität und Rasse bis heute präsent?

    zurück


    Miriam Strube, Dr.

    Institut für Anglistik und Amerikanistik / Fakultät für Kulturwissenschaft / Universität Dortmund

    Titel: Queer Politics In Music

    "Can the Subaltern Speak?" hat Gayatri Chakravorty Spivak im Titel ihres berühmten Essays gefragt und darauf eine eher verneinende Antwort gegeben: Dies sei ein Sprechen, das im hegemonialen Diskurs keine Resonanz erzeugen würde. Es gibt jedoch sehr wohl eine Ausdrucksform, die nicht allein Sprechen beinhaltet, sondern auch laut genug ist, um ein Publikum zu finden, nämlich Musik. Ich werde in meinem Vortrag zwar Spivaks Impuls folgen, die Frage jedoch modifizieren zu "Can the Subaltern Sing?"
    Um diese Frage zu beantworten, untersuche ich die Strategien, mit denen sich Musikerinnen gegen sexistische Stereotypen der Gesellschaft im allgemeinen und der Heteronormativität im besonderen wenden. Anhand einer Reihe von Beispielen (angefangen beim frühen Blues der 1920er Jahre bis zum zeitgenössischen HomoHop) möchte ich zeigen, wie es Musikerinnen gelungen ist und immer noch gelingt, ihr Publikum mit einem breiten Spektrum von Gender-Verhältnissen und Repräsentationen von gleichgeschlechtlicher Liebe und Sexualität zu konfrontieren.

    zurück


    Dana Ulbricht, M.A.

    Universität Leipzig, Lehrstuhl Medienwissenschaft und Medienkultur

    Titel: Phallus Rex. Die Darstellung des Mannes im heterosexuellen Mainstream-Pornofilm. Ein Vergleich von Produktionen für Männer und Produktionen für Frauen.

    Pornographische Filme sind weder Spiegel noch Ursache von Geschlechterkonzeptionen, sondern partizipieren an einer allgemeinen symbolischen Ordnung unserer Kultur. Trotz des Authentizitätscharakters des dargestellten Sex, unterliegen die männlichen und weiblichen Geschlechterrollen im Pornofilm einer Inszenierung, die beständig die Idealkonstruktion (hetero-)sexuellen Verhaltens vorführt und dieser zudem eine vermeintliche Natürlichkeit zuschreibt. Die Darstellung des Mannes im Mainstream-Pornofilm geht jedoch weit über die Funktion eines rein kontrastiven Gegenübers der dargestellten Weiblichkeit hinaus. Seine Abhängigkeiten, Rollenfixierungen und Stereotypisierungen aufzuzeigen sowie Unterschiede zwischen Männer- und Frauenpornographie zu interpretieren, sind primäres Ziel des Vortrages. Phallische Omnipotenz, männlicher Blick und Identifikation sind dabei Stichworte, die den eigentlichen Hauptdarsteller im Mainstream-Pornofilm ankündigen: den Penis. Dem realen Schwanz bleibt hinter der Idee des Phallus wohl aber nur die Ermattung.

    zurück


    Hedwig Wagner, Dr. phil.

    Fakultät Medien / Professur Medien-Philosophie / Bauhaus-Universität Weimar

    Titel: Die Zwanghafteste der Zwangsheterosexualität und die Bezwingerin heteronormativer Gender-Identität: Die Prostituierte im Film

    Die Filmprostituierte, die aus ihrem biologischen Geschlecht ihre gender-Identität abzuleiten scheint, kann von einer sehr strategischen Performanz ihrer Scheingenderidentität bestimmt sein. Ihr höchst instrumenteller Körperbezug kann sexuelle Praktiken der Bewusstseinskontrolle unterziehen, kann den Zwang für die Performativität der Geschlechtsidentität darstellerisch ausstellen. Ihr gelingt es, die zwanghafte Iteration der Geschlechternormen mit voluntaristischer, instrumenteller und strategischer Performanz in freie Entfaltung und theatralische Selbstdarstellung zu wandeln. Der Vortrag geht der Frage nach, wie die theatralische Rollenfungibilität der Prostituierten, die ihre Arbeitsgenderidentität prägt, dekonstruktive Lektüren anderer ‚fiktional-wahrhafter’ Genderidentitäten ins Spiel bringen kann.

    zurück


    Aktualisiert am 22.09.2006