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KONFERENZ

"KÖRPER- UND BEGEHRENSPOLITIK IN DER AUDIOVISUELLEN KULTUR"

OFFEN FÜR ALLE – KEINE ANMELDUNG – EINTRITT FREI

TIMETABLE :: PANELBESCHREIBUNGEN

ORT: HGB (Hochschule für Grafik und Buchkunst) Leipzig, Wächterstr. 11, 04107 Leipzig, Raum 2.4.1

Programmübersicht zum Download [PDF 60kB]

KONFERENZPLAN
MITTWOCH 25.10.2006

17:00 UHR im UT CONNEWITZ

ANTKE ENGEL, Dr. phil.: Eröffnungsvortrag im UT Connewitz
Queer visual culture & die Strategie der VerUneindeutigung

DONNERSTAG 26.10.2006

9.30 Uhr bis 12.30 Uhr

PANEL I: Historische Destruktion

Juliane Strohschein
Fotografische Konstruktion von Geschlecht, Sexualität und Rasse im deutschen Kolonialismus

Christiane König, Dr.
Von sich verdoppelnden Männern und "verstorbenen Seelen" – Die Anfänge des Films als technische Implementierung, die Liebe zum Gleichen zu verwerfen

Sarah Dellmann, M.A.
Queere Blicke auf Tod Brownings "Freaks" (1932)

Samuel Jonatan Nowak
Real Power of ruby red slippers. Queer analysis of Victor Fleming’s "The Wizard of Oz"

14.00 Uhr bis 17.15 Uhr

PANEL II: KörperInszenierungen

Peggy Mädler, Bianca Schemel
Ich will mich verkaufen! – Die Markierungen des Körpers zwischen Dekonstruktion und Konvention im Theatertext und Film "Stadt als Beute"

Dana Ulbricht, M.A.
Phallus Rex. Die Darstellung des Mannes im heterosexuellen Mainstream-Pornofilm der 1990er/2000er Jahre

Miriam Dreysse, Dr.
Die Inszenierung von Mütterlichkeit in den audiovisuellen Medien

Iza Franckiewicz, M.A.
The art of Matthew Barney – meditations on a sexless state

FREITAG 27.10.2006

9.30 Uhr bis 12.30 Uhr

PANEL III: Popkulturelle Subversion?

Caroline Schubarth
"I’ll be a rock’n roll bitch for you" - Männlichkeitsbilder im Glamour Rock der 70er Jahre

Anna Rogozinska, MGR
Slash fan music videos: making the homosocial homosexual

Miriam Strube, Dr.
Queer Politics In Music

Sofie van Bauwel, Dr.
Hybrid gender identities in music videos: resistance and hegemony

14.00 Uhr bis 17.15 Uhr

PANEL IV: IdentitätsKonstruktionen

Hedwig Wagner, Dr. phil.
Die Zwanghafteste der Zwangsheterosexualität und die Bezwingerin heteronormativer Gender-Identität: Die Prostituierte im Film

Esther Donat, M.A.
Liebe ohne Leiden. (Re)Produktion von Geschlecht im Paar

Valérie Carré, Dr.
Geschlechterkonstruktionen in deutsch-türkischen Filmen: De-/Re-/Konstruktion von Männlichkeit

Zdenek Sloboda, Mgr.
Inszenierung männlicher Homosexualität in gegenwärtigen tschechischen audiovisuellen Medien

SONNABEND 28.10.2006

10.00 Uhr bis 12.30 Uhr

PANEL V: Queer End

Aleksandra Koś
Im-possible costructions. Philosophy on identity of subject

Rike Bolte, M.A.
Keine queere (R)Evolution oder die Macht der Matrix – Über den "indifferentiellen Artefaktizismus" der Matrix-Trilogie und die Figuration des "homotopischen" Cyborg

Svenja Derichs, M.A.
"SciFi-Sexuality on TV: Infinite Diversity? Infinite Combinations? A Million Different Loves?"



PANELBESCHREIBUNGEN

Panel I: Historische Destruktion

Queer Reading of History. Die Konferenz beginnt mit einem Blick zurück in die Geschichte – ein archäologischer Blick der den Bodensatz unseres Wissens befragt und den Bedingungen der Möglichkeit eines Auftauchens eineindeutiger, streng binärer Genderkonstrukte und heteronormativer Begehrenspolitiken beziehungsweise der Verbannung devianter Körper und "perverser" Sexualität aus dem öffentlichen Diskurs nachgeht. Dazu werden zunächst fotografische Konstruktionen von Geschlecht, Sexualität und Rasse der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts analysiert, bevor die ersten Dekaden des 20. Jahrhunderts und damit die Anfänge des Films in den Brennpunkt der Analysen geraten. Ziel dieses Panels soll es sein, geschichtliche Grundlagen herauszustellen von denen aus im weiteren Tagungsverlauf der Versuch eines Zerstreuens, VerUneindeutigens – bis hin zum Verschwinden der vom anthropologischen Denken der Moderne gesetzten Erkenntniskonfiguration "Mensch"? – unternommen werden kann.

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Panel II: KörperInszenierungen

(Re)Production of sex, body and desire: Iteration and difference. Das zweite Panel ist bunt zusammengewürfelt, Schlüsselbegriffe zur Körper- und Begehrenspolitik (Natürlichkeit, Performanz, Identität, Differenz und Wiederholung) werden innerhalb spezifischer Sujets entfaltet und zur audiovisuellen Kultur in Beziehung gesetzt. Den Anfang macht ein Theatertext-Film-Vergleich, der die Einverleibung subversiven Potenzials queer motivierter Diskurse in den filmischen Mainstream zum Gegenstand hat. Es folgt eine Untersuchung zum Hauptdarsteller männlicher Inszenierung im Pornofilm: der omnipotente Phallus in allen "ideal-konstruierten" heterosexuellen Posen. Die Mutter als zentrale Figur von heteronormativer Naturalisierung und das Hinterfragen ihrer stereotypen Darstellung in der zeitgenössischen Kunst ist Thema eines weiteren Vortrags. Mit Meditationen zur Inszenierung und VerFormung männlicher Körperlichkeit und der Philosophie indifferenter Genderidentitäten dahinter schließt der erste Konferenztag.

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Panel III: Popkulturelle Subversion?

Audio-visual gender games. Dieses Panel liefert einen Streifzug durch die scheinbar spielerisch-freie Politisierung von Geschlechterverhältnissen in Popmusik und Musikvideos. An Hand von Ziggy Stardust als Identifikationsfigur queerer Subkultur wird einleitend versucht, das Androgynie-Konzept zwischen Bestätigung der Hierarchie des binären Geschlechtersystems und subversiver Re-Signifikation changieren zu lassen, um mögliche Konsequenzen für eine Bewertung queerer Praxis trotz antagonistischer Theoriekonzepte abzuleiten. Ebenso stellt sich die Frage nach binären Normungstendenzen queerer Performance in der z. T. stereotypen Praxis homosexualisierender Interpretationen im Phänomen der Slash-Fan-Musikvideos. Das Singen jener der Matrix Untergeordneten zwischen Widerstand und Hegemonie haben zwei weitere Vorträge zum Gegenstand: Das andere Sprechen hybrider Figuren der Popkultur, die gender-bending durch Vorführung gender-identitärer Unbestimmtheit betreiben.

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Panel IV: IdentitätsKonstruktionen

The challenge of binary naturalisations. Dieses Panel konfrontiert konstruierte Gleichheiten und Angleichungsmaxime mit dekonstruktivistischen Leseweisen: Die Prostituierte im Film wird zur Bezwingerin heteronormativer Gender-Identität. Ihr instrumenteller Körperbezug und ihre zwanghafte Wiederholung von Geschlechternormen kann in freier Entfaltung und theatralischer Selbstdarstellung münden, da sie fundamentale Dualismen (sex/gender, Täter/Opfer, Körper/Bewusstsein, Natur/Kultur, privat/öffentlich) aufbricht. Des weiteren wird der (Re)Produktion von Geschlecht im Paar nachgegangen. Fällt mit einer Entselbstverständlichung des Paares als Norm homo- wie heterosexuellen Glücks das Geschlecht? In der zweiten Hälfte des Panels werden zum einen Männlichkeitskonstruktionen im Konnex von Migrationsthematik in deutsch-türkischen Filmen verhandelt. Zum anderen wird die mediale Repräsentation von männlicher Homosexualität bei unseren tschechischen Nachbarn auf Grenzen dargestellter Diversität hin untersucht.

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Panel V: Queer End

A million different loves!? Zum Ausklang der Konferenz zunächst ein philosophischer Vortrag über die nicht-codifizierbare subjektive Identität (und damit über das Verschwinden des Subjekts in dieser Leere?), bevor zwei weitere Vorträge den experimentellen Raum der Science-Fiction unter queer-politischen Aspekten ausleuchten und ernüchternd die Mächtigkeit der heteronormativen Geschlechtermatrix im Mainstream dieses Genres konstatieren.
Auch wenn die realen (mehr oder weniger subtilen) Gegentendenzen in unseren zeitgenössischen National-Staaten pessimistisch stimmen könn(t)en, enden wir hoffentlich dennoch unzeitgemäß optimistisch und gegen den Fatalismus des ins Trudeln geratenen modernen Denkens – zumindest die theoretische Möglichkeit fließender Vielfalt von L(i)ebens-Weisen sollten im Verlauf der Tagung und des Festivals deutlich geworden sein: "Und mag doch Alles zerbrechen, was an unseren Wahrheiten zerbrechen – kann! Manches Haus gibt es noch zu bauen! – Also sprach Zarathustra."

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Aktualisiert am 30.09.2006