INDEX # II

intro

a million different loves – das ist, was wir wollen!
"a million different loves!?" ist das erste polnisch-deutsche doppelfestival mit fokus auf queerness in film, kunst, politik und akademischem diskurs. "a million different loves!?" findet vom 18.–22.10.2006 in łódź und anschließend vom 25.–29.10.2006 in leipzig statt.
"queer" ist mehr als ein oberbegriff für lesbisch, bisexuell, schwul, transsexuell und transgender. unser verständnis von "queerness" umfasst verschiedene lebensformen und -strategien, die die normen geschlechtlicher und sexueller vereinheitlichung unterlaufen, die identitäten zum tanzen bringen und individuen in ihren uneindeutigkeiten schätzen.
die uns gesetzten normen sexuellen und geschlechtlichen verhaltens sind starr, die regeln fest. was du bist und was du begehrst, unterliegt nicht nur sozialen restriktionen, sondern auch medizinischen und juristischen festlegungen. der versuch diese zu umgehen, zu brechen, zu ignorieren, wird sanktioniert, von nahen wie von fernen menschen, emotional, ökonomisch, lebensweltlich bis hin zu körperlichen angriffen und verletzungen. immer wieder wird versucht unwägbarkeiten in bezug auf dein begehren oder dein geschlecht auszuräumen, sei es mit medizinischen mitteln oder der nötigung zu freiwilliger anpassung an wirkmächtige bilder. immer ist das ziel eindeutigkeit. "a million different loves!?" macht strategien sichtbar, die normen unterlaufen und außer kraft zu setzen versuchen. während die konferenzbeiträge auf der basis von konzepten der queer-theory die "körper- und begehrenspolitik in den audiovisuellen medien" betrachten, werden im filmprogramm produktionen verschiedenster genres und thematiken vorgestellt, mit bildern und geschichten jenseits geschlechtlicher binarität und in jedem fall diesseits des lebens.
"a million different loves!?" muss sich in polen einer ganz anderen situation stellen. während es in deutschen großstädten mittlerweile eine offene schwule und lesbische infrastuktur gibt und normalisierungstendenzen bereits kritisch hinterfragt werden, ist homosexualität oder transgender-identität in polen anlass für staatlich und gesellschaftlich abgesicherte hass- und gewaltakte. die unterstützung identitärer politik in polen hat daher ihre berechtigung, während in leipzig, neben dem immer noch aktuellen kampf gegen homo- und transphobie, lesbische und schwule identitäten kritisch und humorvoll infrage gestellt werden können.
wir wünschen euch und uns viel spaß und viel nachdenken, viel lust und viele anregungen, viele diskussionen und auch viel entspannung beim festival.

in aller queerness – euer amdl-team

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filmfestival >>> film ab für cineastinnen, freundinnen und interessierte. das filmprogramm hält willkommene und böse überraschungen bereit: klassiker, animationen, kurzfilme, dokus, filmische experimente: wir präsentieren vom 25. bis 29. oktober ein breites spektrum queerer filmkunstproduktionen. bei der filmauswahl im vorfeld des festivals mussten zuallererst und immer wieder kriterien ge- und erfunden werden: ohne netz und doppelten boden. wir wussten, dass wir kein rein schwul-lesbisches programm präsentieren wollen, sondern ein queeres. aber was sind filme ohne identitäre bezüge?
im filmprogramm haben jetzt produktionen, die homo- und transphobie sichtbar machen (beyond hatred), einen umkämpften platz gefunden neben experimenten (container, the joy of life), mythen des new queer cinema (paris is burning, watermelon woman) und den animationen, die uns bildwechsel e.v. aus hamburg mitbringt. wir haben streifen, die erst beim zweiten blick aus der heteronormativen reihe tanzen (freaks, the captive, combat) und solche, die auch die rassistische norm nicht übersehen (tongues untied), in eine woche aber nicht in einen topf geworfen mit polnischem qualitäts-off-cinema (homo father) und einem schwulen bollywoodspektakel (the pink mirror). die lebenswirklichkeit von intersexuellen soll zur sprache kommen (tintenfischalarm, das verordnete geschlecht) ebenso wie die ganz andere frage nach der sexualität, die kinder leben und nicht leben können wollen (the blossoming of maximo oliveros, mysterious skin).
damit dieses viele kein durcheinander wird, sollen unsere "spotlights" ein wenig licht in die sache bringen. sie fassen diejenigen filme zu themen zusammen, die sich zusammenfassen lassen. das ist nicht bei allen der fall – ein punktrashepos wie liquid sky, eine antidokumentation wie female misbehaviour und die realutopie juggling gender fallen durch alle noch so schrägen raster – und euch hoffentlich trotzdem auf. einen unentbehrlichen beitrag zum programm leisten außerdem unsere gäste. sie werden fragen beantworten und mit uns und euch das gesehene weiterdenken wollen. wir begrüßen filmschaffende und mitschauende: den regisseur piotr matwiejczyk, die queertheorietikerin antke engel, den kulturwissenschaftler pawe leskowicz, die künstlerin chris regn, den publizisten und historiker wolfram setz – sowie den filmemacher michael brynntrupp und die sexologin und lachforscherin laura méritt samt co-referentin polly fannlaf, die am samstag explizite filmkunst (grinding gears, amazonen cruising, loverfilm) nachmoderieren, bevor alle feiern gehen!

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Aktualisiert am 16.10.2006